Großmeister Horst Weiland – 10.Dan 

 Am Donnerstag, dem 10. August wurde BAE-Präsident und ATK-Vater Horst Weiland der 10. Dan ATK verliehen.

 

Der 78jährige Großmeister nahm diesen höchste Meistergrad in der ATK-Selbstverteidigung in kleinem, aber feierlichem Rahmen von EDC- Präsident Norbert Fritz, BAE-Leiterin Hanna Weiland und EDC-Vertreter Günther Stein mit großer Freude und tiefer Dankbarkeit entgegen. Auf der Abschlußgala des Nordseecamps informierte sein Schüler und heute selbst Großmeister Hans-Joachim Möller (6. Dan) die Anwesenden mit bewegenden Worten über die Ehrung und nahm im Namen des BAE-Präsidenten minutenlange Standing-Ovations entgegen.

 

Diese Auszeichnung krönt den jahrzehntelangen Einsatz von Horst Weiland sowohl für die technische Kreation als auch für die internationale Verbreitung des ATK, die heute - mehr als 40 Jahre nach seiner Begründung - ihren Erfolgsweg unbeirrt fortsetzt.

 

Pressemitteilung der BAE 

 "Der Geist lenkt,

der Körper vollführt,

die Seele vereint beides."

 

Am Donnerstag, dem 26. April 2007, verstarb Großmeister Horst Weiland nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren. Wir trauern um den Begründer der Budo-Akademie-Europa, der ATK-Selbstverteidigung, vor allem aber um einen einmaligen Kampfkünstler, großen Meister, verehrten Lehrer und treuen Freund, sowie liebenden Vater, Großvater und Ehemann.

 

 

Sein Tod bedeutet einen unermeßlichen Verlust für den Budosport und für all jene, die das Glück hatten, von ihm zu lernen oder ihn zu kennen.

 

Wenn auch Sie mit Horst Weiland in Kontakt waren, ihn schätzten oder von ihm lernen durften, möchten wir Ihnen in unserem Online-Kondolenzbuch die Gelegenheit geben, Ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen und sie mit anderen zu teilen.

 

In Memoriam HORST WEILAND

In Memoriam

HORST WEILAND

Begründer der Budo-Akademie-Europa 

 

erzählt von

seinen Schülern und Freunden sowie Budo International

Budo-Akademie-Europa MMVII 

 

 

DER MEISTER UND SEIN WEG 

 

Schwere Prüfungen

Als Horst Norbert Jozef Weiland im Jahre 1928 in Konitz im dama- ligen Westpreußen als zweites von drei Kindern geboren wurde, begann für ihn eine Reise auf steinigem Weg. Seine kurze Kindheit verbrachte er mit seiner Familie auf engstem Raum in kargen Verhältnissen. Mit Anschluß Westpreußens an das deutsche Reich 1939 wurde die Bevölkerung den nationalsozialistischen Strukturen unterworfen: die Kriegsjahre erlebte Horst Weiland als Mitglied der Hitlerjugend. Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die wehrfähigen Männer zu großen Teilen gefallen waren, griff man auf die Hitlerjungen zurück und drängte sie zum Kriegsdienst. So wurde auch Horst Weiland mit knapp 16 Jahren in einen aussichtslosen Kampf geschickt, der für ihn ein Jahr später in russischer Kriegsgefangenschaft endete.

 

Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in einem Kriegsgefangenenlager in Sibirien. In dieser Zeit wurden Durchhaltevermögen und Willensstärke des früh erwachsen Gewordenen auf eine harte Probe gestellt und letztlich für sein Leben gefestigt. Statt an seinem Schicksal zu zerbrechen, arran- gierte er sich mit der Situation und wuchs an der Herausforderung. Sein wacher Verstand und seine Begeisterung für neue Sprachen erleichterten ihm dabei den Umgang mit seinen Mitgefangenen und die Kontaktaufnahme mit seinen Bewachern, zu denen er schließlich ein gutes Verhältnis aufbauen konnte. Trotz der schweren körperlichen Belastung durch den Arbeitseinsatz machte er in der Gefangenschaft auch erste Erfahrungen mit Kampfsport, nutzte seine Beziehungen zu den Wächtern, um von ihnen zu lernen, und entwickelte erste eigene Techniken. Und so legte er in diesen wohl schwer- sten Jahren seines Lebens auch den Grundstein für seine Zukunft, die von seiner unbeirrbaren Begeisterung für die Kampfkünste ebenso geprägt sein sollte wie von seiner Zielstrebigkeit.

 

Vom Regen in die Traufe.

Die Befreiung der Kriegsgefangenen nach Kriegsende gelang erst 1950 nach langen Verhandlungen. Auch für Horst Weiland war der Krieg damit endgültig beendet, doch erwartete ihn in der Freiheit zunächst wenig: seine Heimat gehörte mittlerweile zu Polen, seine Eltern waren geflohen. Mit Hilfe des Roten Kreuzes fand er sie in Timmerhorn bei Hamburg, wo sein Vater versuchte, die Familie als Schuhmacher durchzubringen. Die Bemühungen des Heimkehrers, zum Familieneinkommen beizutragen, blieben weitgehend erfolglos - der mittlerweile 22jährige hatte keine Ausbildung und lediglich ein Notabitur, das ihm für den Kriegs- dienst versprochen worden war und sich nun bald als wertlos herausstellte. So nahm er verschiedene einfache Tätigkeiten an, die weder einträglich noch aussichtsreich und häufig bald wieder beendet waren.

 

Die mangelnden Perspektiven und die schwierige Lage seiner Familie bewogen Horst Weiland schließlich, sein Glück in Frankreich zu suchen. 1953 verließ er Deutschland und verpflichtete sich für fünf Jahre der französischen Fremdenlegion. In den folgenden Jahren führte ihn sein Dienst über verschiedene Stationen bis nach Afrika und ermöglichte ihm auch die intensive Beschäftigung mit verschiedenen Kampfkünsten, so daß er bald die ersten Graduierungen im Nahkampf und Judo ablegen. In dieser Zeit reifte auch sein Entschluß, seine Zukunft dem Budo zu widmen und eine eige- ne Sportschule aufzubauen.

 

Ein neues Ziel: der Weg.

Die zweite Rückkehr nach Deutschland gestaltete sich für Horst Weiland aussichtsreicher: während seiner Dienstzeit hatte er seine erste Frau kennengelernt und zog nach seinem Ausscheiden aus der Fremdenlegion zu ihr nach Wilhelmshaven, um sie bald darauf zu heiraten. Zwei Kinder sorgten schnell für das vollkommene Familienglück, dessen Erhaltung allerdings zunächst schlichte Erwerbsarbeit notwendig machte. Horst Weiland arbeitete jahrelang als Frisör, um seine Familie zu ernähren – aber auch, um sich eines Tages den Traum einer eigenen Sportschule erfüllen zu können. Bis dahin feilte er neben seiner Kampfkunst auch am Umgang mit Schülern, etwa als Trainer im „Athletik Sport Verein Wilhelmshaven“. Seine charismatische Persönlichkeit und sein Einfühlungsvermögen besonders für Kinder verhalfen ihm schon damals zu einem verbreiteten Ruf als herausragender Kampfkunstexperte und Lehrer.

 

Damit waren erste Schritte zur erfolgreichen Gründung einer eigenen Schule getan. 1963 eröffnete Horst Weiland mit dem „Studio der Selbstverteidigung“ die erste private Sportschule Norddeutschlands und verhalf ihr mit der Entwicklung des späteren ATK schnell zu überregionaler Bedeutung. Dennoch blieben schwierige erste Monate zu überstehen, in denen Horst Weiland tagsüber weiterhin im Frisörsalon stand, um sich abends seinen Schülern zu widmen oder den Bekanntsheitsgrad seiner Schule zu vergrößern, indem er durch ganz Friesland fuhr und bei jeder Gelegenheit Kampfkunst-Vorführungen gab. Sein kleines Auto mit dem aufsehenerregenden riesigen Werbeschild wurde bald von weitem erkannt, die Schar seiner Schüler wuchs beständig, und Ende 1967 konnte er eine zweite Schule in Jever eröffnen. 

 

Der Wegweiser.

Neben dem unermüdlichen Einsatz für die Schulen blieb für die Familie nur wenig Zeit, und so war der Preis des Erfolgs das Scheitern seiner Ehe. Dieser Rückschlag stellte die Kampfkünste endgültig in den Mittelpunkt seines Lebens und trieb Horst Weiland umso mehr an, das Erreichte zu bewahren und weiterzuentwickeln. Seine zupackende Art, mit der er zeitlebens seine Chancen zu nutzen wußte, prägte nicht nur seinen Führungsstil, sondern auch seine erste Begegnung mit Hanna Weiland, die 1968 als Schülerin zu ihm kam und von ihm sofort als

„die Richtige“ erkannt wurde. Von nun an sorgte er zielstrebig und mit Unmengen von Blumen dafür, daß aus den Weilandschen Sportschulen ein Familienbetrieb wurde, heiratete Hanna noch im gleichen Jahr und stellte die Wiege seiner Söhne Claude und Nico im Dojo auf.

 

Die glückliche Verbindung von Familienleben und Kampfkunst, die das Unternehmen bis heute prägt, erwies sich dabei als ausgesprochen segensreich. Während seine Frau 1970 die Leitung der neugebauten Sportschule in Jever übernahm, fuhr Horst Weiland täglich nach Wilhelmshaven, um dort zu unterrichten. Jahrelang verbrachte das Ehepaar die Wochenenden auf Lehrgängen und Meisterschaften, sorgte für den stetig wachsenden Erfolg der Sportschulen und der 1970 gegründeten BAE, erweiterte die eigenen Kenntnisse der Kampfkünste und führte auch die Söhne auf den Weg.

 

1976 zog die Familie mit ihrem Dojo noch einmal um. In den größeren Räumlichkeiten im Textilhof in Wilhelmshaven unterrichtete Horst Weiland noch bis 1993, bevor er sich aus dem aktiven Sport zurückzog und die Leitung der BAE und des SDS seiner Frau Hanna Weiland übertrug. Dennoch blieb er weiterhin präsent, besuchte häufig das Studio und begeisterte mit seinem Talent als Unterhalter vor allem die jungen Budoka. Als seine Gesundheit die Besuche im Studio nicht mehr erlaubte und ihn statt dessen zu zahlreichen Krankenhausaufenthalten zwang, trat seine Familie an die Stelle der Schüler und sorgte dafür, daß Horst Weiland sich weiterhin mit dem Geschehen in seinem Dojo und der BAE verbunden fühlen konnte. Im Sommer 2006 wurde ihm mit dem 10. Dan ATK eine letzte große Ehrung verliehen, und im selben Jahr veröffentlichte er noch eine mit seinem Sohn Claude gemeinsam überarbeitete Neufassung seines Fachbuchs „Vom Schüler zum Meister“. Die Kampfkünste waren bis zuletzt sein Leben, und das Leben geht weiter: in den Händen und Herzen zahlloser Schüler und Meister und nicht zuletzt seiner Familie, die in tiefer Verbundenheit und im Bewußtsein ihrer großen Verantwortung gegen das Vorbild und die Werte Horst Weilands sein Lebenswerk bewahren und fortführen werden. 

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